Wann ein Kompromiss faul wird

Konsens ist nichts Schlechtes. Und Kompromisse gehören zur Demokratie – solange sie ehrlich sind.

Ein Kompromiss wird erst dann faul, wenn man ihm zustimmt, obwohl man ihn innerlich ablehnt. Wenn man nachgibt, um des lieben Friedens willen, nicht, weil man überzeugt ist.

Das zeigt sich gerade bei der Debatte um die Wehrpflicht. Die einen wollen sie zurück, die anderen am liebsten gar nicht. Und die Politik? Sie sucht die Mitte: ein bisschen Pflicht, ein bisschen Freiwilligkeit. Ein Formelkompromiss, den alle mittragen – und keiner wirklich will.

Dann braucht es keine neue Kommission, sondern eine Entscheidung.

Denn Demokratie lebt nicht vom ewigen Abwägen, sondern vom Mut, Positionen zur Abstimmung zu stellen – und Mehrheiten entscheiden zu lassen. Das ist ihr Kern: Mehrheit trifft Entscheidung, Minderheit trägt sie mit – bis zur nächsten Abstimmung.

Dazu gehört Streit. Dazu gehört Dissens. Und dazu gehört Mut.

Vielleicht brauchen wir dafür sogar neue Formen: mehr offene Abstimmungen, mehr wechselnde Mehrheiten und mehr Vertrauen in die demokratische Reife des Parlaments – und der Gesellschaft.

Konsens ist wertvoll. Aber nur, wenn er aus Überzeugung entsteht, nicht aus Angst vor Konflikt.